jw: Uranbomben auf Libyen
www.jungewelt.de, Sa/So 03./04.12.2011 / Schwerpunkt / Seite 3
Ursache und Wirkung
Krebs und Mißbildungen in Falludscha – Neue Studie zum Einsatz von Uran-Waffen
Von Karin Leukefeld
Mit dem Einsatz von Munition mit abgereichertem Uran (Depleted Uranium – DU) während der Belagerung der irakischen Stadt Falludscha 2004 wird sich demnächst erneut ein britisches Gericht befassen. DU wird für Krebserkrankungen und schreckliche Mißbildungen bei Neugeborenen verantwortlich gemacht. Vermutlich wurde diese oder eine ähnliche Uranmunition im Irak viel häufiger eingesetzt als bisher angenommen. Der irische Biomediziner und Professor an der Universität Ulster, Christopher Busby, hat kürzlich seinen zweiten Bericht über Falludscha vorgelegt und darüber mit dem russischen Nachrichtensender Russia Today gesprochen.
In seiner ersten Untersuchung aus dem Jahr 2010 hatte Busby herausgefunden, daß nach der Belagerung von Falludscha 2004 erhöhte Krebserkrankungen, Mißbildungen bei Neugeborenen und eine Veränderung im Geburtenverhältnis zwischen Jungen und Mädchen aufgetreten waren. Um der Ursache dieser Ergebnisse auf den Grund zu gehen, wurden bei der zweiten Studie in diesem Jahr Bodenproben genommen, Trinkwasser und andere Wasserquellen untersucht, ebenso Haarproben von 25 Eltern genommen, deren Kinder mit Mißbildungen zur Welt kamen. Dabei wurden hohe Werte von Uran gefunden, was die genetischen Schäden der Kinder erklären könnte. Erstaunlicherweise handelte es sich aber nicht um abgereichertes Uran, was Busby und andere immer vermutet hatten. Vielmehr fanden der Wissenschaftler und sein Team leicht angereichertes Uran, wie es in Atomreaktoren und Atombomben benutzt wird. Das Material enthielt das Isotop U235, das nicht im abgereicherten Uran vorkommt. Dieses hochradioaktive Uran wurde sowohl in den Haarproben der Eltern als auch in Wasser- und Bodenproben gefunden.
Die Untersuchungen deuten laut Busby darauf hin, daß bei der Belagerung und Eroberung Falludschas vor sieben Jahren möglicherweise eine neue Uranwaffe eingesetzt wurde, deren Existenz bisher unbekannt ist. US-Waffenpatente gäben Aufschluß über thermobarische Sprengköpfe mit Uranpulver, so Busby gegenüber Russia Today. Es könne sich auch um eine Art Neutronenbombe handeln. Bei Untersuchungen nach dem Libanon-Krieg 2006 habe man dort angereichertes Uran gefunden, ebenso in Luftfiltern von Fahrzeugen im Libanon und in Gaza. Andere Befunde hätten sich in Afghanistan und auf dem Balkan ergeben, so Busby. Um die Ergebnisse aus Falludscha zu untermauern, müßten ehemalige Soldaten untersucht werden, die im Irak gekämpft hätten. Viele von ihnen seien sehr krank und hätten ebenfalls Kinder mit angeborenen Mißbildungen.
Für ihn sei klar, daß das Militär eine geheime Uranwaffe entwickelt und eingesetzt hat, sagte Busby dem russischen Nachrichtensender. »Das ist ein Kriegsverbrechen und muß ordentlich untersucht werden.« Alle Uranwaffen müßten verboten und wie Giftgas behandelt werden
Der gesamte Bericht (in Englisch): www.uruknet.info
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Eine Frage der Ächtung
Claus Biegert schreibt:
Am 2. Dezember 2008 gehörte zur Agenda der Vollversammlung der UNO ein Antrag auf Ächtung von Uranmunition. Das Ergebnis war beeindruckend: 141 Nationen forderten, gestützt auf die internationale Rechtslage, die Herstellung, Verbreitung und Anwendung von Uranmunition und Uranwaffen künftig zu verbieten. Dass die Atommächte Frankreich, Großbritannien, Israel und die USA dagegen votierten, überraschte nicht; Russland enthielt sich der Stimme und China blieb der Abstimmung fern. Eine Resolution erging an die verantwortlichen UN-Organisationen, die gesundheitlichen Folgen zu überprüfen.
Quelle: Nachdenkseiten
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Antikriegsbündnis Nürnberg/Fürth
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