Die VVN-Vorsitzende und die NATO
Bemerkenswerte Diskussion mit der VVN-Vorsitzenden
(Aus „Freidenker 4-16)
Nach Erschienen des Pamphlets von VVN-Geschäftsführer Willms gegen die Freidenker (s. „Freidenker 1-16 S. 7 ff.) gab es vielerorts den Wunsch von Mitgliedern beider Organisationen, dazu eine sachliche Diskussion zu führen, um Gräben im Interesse gemeinsamer Anliegen zuzuschütten.
In Hessen wurde dann aber ausdrücklich zu einer „VVN-Mitgliederversammlung“ eingeladen, mit der VVN-Bundesvorsitzenden Cornelia Kerth als einziger Referentin.
Sie nutzte rund eineinhalb von zwei Stunden. um ihr Weltbild zu illustrieren:
Seit 26 Jahren sei die Welt nicht mehr in Freund und Feind aufgeteilt, das Schema passe auf heutige Konflikte wie in Syrien oder der Ukraine nicht mehr, da könne man sich nicht auf eine Seite schlagen. Kennzeichen extrem rechter Ideologie seien neben Homophobie und Antifeminismus auch „antiwestliche“ und ..antiliberale“ Einstellungen. (Gewerkschaftsfeindlichkeit und Antikommunismus nannte sie nicht.)
Die Annahme von „Verschwörungen verborgener Machtgruppen“ sei das Gegenteil von Aufklärung, ebenso die Behauptung, dass Medien „nicht frei berichten dürfen“. Die Forderung nach Volksabstimmung ziele auf die „Beschneidung parlamentarischer Arbeitsmöglichkeiten“.
Die Friedensmahnwachen seien stark von solchen Elementen rechter Politik geprägt worden, hätten unterstellt, die USA wollten in der Ukraine den eurasischen Wirtschaftsraum verhindern, und das autoritäre Russland sei die „Heimat des Guten“.
Dabei sei Russland – wie China und Indien – überhaupt kein Opponent zum kapitalistischen Imperialismus, kein Akteur anderer Qualität. Entsprechend habe man sich auch immer gegen die „faschistische, rassistische großserbische Politik“ gewandt.
Wer meinte, die Mahnwachen seien weg, habe sich zu früh gefreut — ihre Orientierungen würden weiter in die Friedensbewegung hineingetragen. Beispiel sei die Ramstein-Kampagne. Das sei keine Kampagne gegen Drohnen, dort würde „Deutschland raus aus der NATO — Nato raus aus Deutschland!“ gefordert.
Damit werde eine Friedlichkeit und mangelnde Souveränität Deutschlands behauptet und nationalistische Kräfte eingeladen.
Als VVN-Mitglied und Freidenker Ernst Schwarz dagegen protestierte, dass ihm mit dem Hinweis, „die Diskussionszeit ist zu Ende“ das Wort abgeschnitten werden sollte, keifte ihn die Bundesvorsitzende an: „Halt die Klappe!“
Da staunte das Publikum nicht schlecht und die Vorsitzende der Offenbacher Naturfreunde meinte: „So kann man doch nicht miteinander umgehen“. Zumindest wird der Abend allen Beteiligten lange in Erinnerung bleiben, wenn auch in keiner guten.
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Anmerkung von antiimp.red:
Wichtig zu wissen: Die VVN-Vorsitzende Cornelia Kerth ist Bundestagskandidatin der Linkspartei! — Warum mag sie als Linkspartei-Funktionärin denn wohl die Parole „Raus aus der NATO“ so überhaupt nicht?
Nun, ihr oberster Chef, der jetzige Vorsitzende der Europäischen Linkspartei, Gregor Gysi, hat das schon vor Jahren deutlich gesagt, was die Führung der Linkspartei dagegen hat, und warum er sie statt dessen lieber durch die Forderung nach „Auflösung der NATO“ ersetzen will!
Gregor Gysi hat bei einem seiner Treffen mit dem US-Botschafter (Dezember 2011) zu verstehen gegeben, wozu die Forderung nach Auflösung dient:
Nämlich dazu, die Parole „Raus aus der NATO“ zu unterlaufen und durch die nur scheinbar fortschrittliche Parole „Auflösung der NATO“ zu ersetzen, (Die Auflösung liegt aber nicht in der Hand der einzelnen Mitgliedsstaaten, sie können nur AUSTRETEN), und so auf den Sankt Nimmerleinstag zu verschieben.
Und bereits am 18. Juli 2010 meinte Gysi im Interview bei der besorgten ARD: „Raus aus der Nato‘ haben wir nicht gesagt. Das ist ja viel klüger formuliert. Bei uns steht drin, dass wir die Auflösung der Nato wollen. Dazu brauchen wir allerdings die Zustimmung der USA, Kanadas und vieler anderer Länder. Das dauert noch … dann bleiben wir ja drin, solange sie nicht aufgelöst ist…“
Gregor Gysi gibt also offensichtlich zu verstehen, dass die Forderung nach Auflösung der NATO nur ein geschickter Schachzug ist, durch den die Notwendigkeit für ein direktes Agieren in Richtung Austritt aus der NATO umgangen wird.
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